Am 1. und 2. Dezember 2021 war Dr. Amy Horton vom University College London digital zu Gast am GIUB. Am Mittwoch hielt sie die diesjährige International Lecture in Economic Geography mit dem Titel „Financing care: Feminist economic geographies of social infrastructure“; am Donnerstag war sie zu Gast im Master-Vertiefungsseminar von Britta Klagge zum Thema Infrastrukturen.
Das Thema „Financing Care. Feminist Economic Geographies of Social Infrastructure“ stieß auf großes Interesse, wie die hohe Teilnehmer*innenzahl beim Vortrag und die regen Diskussionen am Mittwoch und Donnerstag verdeutlichten. In ihrem Vortrag bot Horton Einblicke in die Finanzialisierung der Pflege im Vereinigten Königreich. Horton erforscht basierend auf einem empirischen Methodenmix die Privatisierung von Pflegeeinrichtungen und die zunehmende Bedeutung von Finanzmarktakteuren für das Pflegesystem. Dabei konzeptualisierte sie den wachsenden Einfluss von Finanzmarktakteuren als Finanzialisierung und knüpfte damit an die finanzgeographische Debatte an. Als Folgen der Finanzialisierung beschrieb Horton zunehmenden Druck auf die Arbeitnehmer*innen, aber ebenso Formen des alltäglichen Widerstands gegen Effizienzsteigerungen in einem auf Zwischenmenschlichkeit beruhenden Arbeitsumfeld. Horton setzte sich kritisch mit den Folgen der Finanzialisierung für die Qualität der Pflege und den Anforderungen, die Finanzmarktakteure an den Gebäudebestand von Pflegeheimen formulieren, auseinander. Dabei verglich sie die Entwicklungen im Vereinigten Königreich immer wieder mit der Situation in Deutschland, was es insbesondere den Teilnehmer*innen des Vertiefungsseminars ermöglichte, ihre persönlichen Erfahrungen mit den Forschungsergebnissen Hortons zu vergleichen.