Kolonialismus und Geographie waren während der Kolonialzeit und darüber hinaus eng miteinander verwoben. Darüber ist bereits viel geforscht und berichtet worden, doch fordern aktuelle Diskussionen zu dem Thema sicherlich mehr. Prominente Geographen aus dem Bonner Hause sind z. B. Ferdinand von Richthofen und Carl Troll. Die studentische AG KritGeo weist nun auf die Infostation zu Troll hin und fordert eine Kontextualisierung ein.
Angeregt durch dies studentische Initiative und Bonn Postkolonial beleuchtet das GIUB nun die kolonialgeographische Vergangenheit Carl Trolls und wird die Inhalte der Infostation überarbeiten. Geplant ist ein partizipatives Verfahren mit der Beteiligung von allen Studierenden und Mitgliedern des GIUB, öffentliche Diskussionen mit Expert*innen zum Thema und Lehrveranstaltungen. Diese größer angelegte Aktion soll das Bewusstsein schärfen, nicht nur für die Kolonialgeographie und den Umgang mit dieser Geschichte der Disziplin, sondern ein generelles Verständnis schärfen auch für aktuelle Forschungs- und Lehrbedingungen in der gegenwärtigen gesellschaftlichen und (hochschul-)politischen Debatte.
Die Positionierung des GIUB bei diesem Thema braucht eine Zeit der Reflexion. Um eine langfristige Nachhaltigkeit der Aufarbeitung zu ermöglichen wird es in den kommenden Semestern verschiedene Veranstaltungen hierzu geben:
An der Carl Troll-Infostation im Hauptgebäude des Geographischen Instituts wurde eine Texttafel angebracht. Der Text weist auf die Aufnahme der postkolonialen Erinnerungsarbeit, die Reflexion der wissenschaftlichen Arbeitsbedingungen in denjeweiligen Zeitumständen und auf den Prozess der Überarbeitung der Infostation hin. Ein gemeinsames Online Concept Board lädt alle Interessierten zum partizipativen Mitdenken und zur Überarbeitung der Infostation ein. Über einen QR-Code ist eine digitale Pinnwand erreichbar, die Ideen, Anregungen, Empfindungen u. a. m. sammelt und sichtbar macht. Nach dieser Aktion wird das Ergebnis im Geographischen Institut ausgestellt, um weitere Diskussionen anzuregen.
Im Sommer 2024 werden Fachvorträge und Diskussionsveranstaltungen von und mit Expert*innen stattfinden, um im GIUB nach der breiten Sensibilisierungsphase eine bessere Fachexpertise für den Umgang mit der eigenen Institutsgeschichte und den beteiligten Akteuren zu erlangen.
Im darauffolgenden Wintersemester 2024/25 werden Studierende in Lehrveranstaltungen zum Thema Kolonialismus/Kolonialgeographie/Postkolonialismus/Umgang mit kolonialem Erbe in Zusammenarbeit mit studentischen und städtischen Initiativen die Möglichkeit haben, sich auch auf einer wissenschaftlichen Ebene mit der geographischen Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen. Unter Einbeziehung der bis dahin erlangten Erkenntnisse und Ideen erfolgt zudem eine finale Überarbeitung der Infostation zu Carl Troll und der Institutsgeschichte insgesamt.
Als Abschluss der Veranstaltungen wird es anlässlich des 150-jährigen Institutsjubiläums im Sommer 2025 einen Tag der Geschichte des GIUB als Ganzes, einen Tag der Positionierung des GIUB heute und ein Tag des perspektivischen GIUB in der Zukunft geben. Die überarbeitete Infostation wird in diesem Rahmen vorgestellt.
Alle Beteiligten und das Institut freuen über weitere Ideen, Anregungen und Unterstützung!
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