Den geographischen Blick für das Vorhandensein und die Auswirkungen von Grenzen zu schärfen, bildete das Ziel eines jeden Exkursionstages. Denn Grenzen sind z.T. ganz explizit in Form von Mauern, bspw. der Grenzanlage zwischen Israel und dem Westjordanland, beobachtbar, können andernfalls aber auch fast unsichtbar und auf mehreren Maßstabsebenen wirksam sein. So erkundeten wir Nachbarschaften in Jerusalem, deren plurale Bewohnerschaft räumlich getrennt lebt, Stadtteile Tel Avivs, wo sich die Wolkenkratzer der Global City direkt an sozial benachteiligte Wohnquartiere anschließen, oder Märkte, auf denen alteingesessene Händler neben touristifizierten Delikatessläden ihre Waren anbieten. Über alldem schwebte die Frage nach Identitäten und den räumlichen Konsequenzen damit verbundener Selbst- und Fremdzuschreibungen.
Prägend waren daher die Begegnungen mit den vielen Menschen, die wir entlang unseres Exkursionsweges trafen. Ein Bewohner des Jerusalemer Stadtteils Scheich Dscharrah berichtete uns von der konstanten Angst vor der bevorstehenden Zwangsräumung. Ein israelischer Anwalt von der geplanten Justizreform, die die Demokratie des Landes existenziell bedroht. Die Teilnehmenden einer Demonstration gegen jene Reform übersetzten uns die auf ihren Protestbannern prangenden Sprüche. Eine Kindergärtnerin in Tel Aviv erzählte vom Stellenwert der Umweltbildung bei der Inklusion junger Geflüchteter und ein in einer informellen Siedlung wohnender Beduine vom Rechtsstreit mit dem Obersten Gericht, infolgedessen seinen Kindern der Schulbesuch ermöglicht wurde. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle unserem Kollegen Ariel Meroz von der Hebrew University of Jerusalem/dem Dead Sea-Arava Science Center, der uns bei der Organisation unterstützte und den Studierenden mit Rat und Tat zur Seite stand.
Besonderes Augenmerk wurde während der gesamten Exkursion auf die Wasserver- und -entsorgung in der Region gelegt. Dass der Zugang zur in der Levante sehr begrenzten Ressource maßgeblich von politischen Entscheidungen abhängt, konnte nicht nur an der Waffenstillstandslinie zwischen West- und Ostjerusalem, sondern auch an stark verschmutzten Bachläufen in Beduinendörfern der Negev-Wüste nachempfunden werden. Ein studentisches Filmteam hat diese Aspekte mit der Kamera eingefangen und beginnt nun, unterstützt durch Geomedial, mit der Produktion einer Dokumentation zur Bedeutung der Ressource Wasser für die verschiedenen Bewohner*innen der Region.