Beginnend nahe der Ahrmündung in den Rhein in Sinzig besuchte die Gruppe die Brücke der B9, die während der Flut stark beschädigt wurde. In der Zwischenzeit wurde der zerstörte Teil der Brücke erneuert. Auch das Lebenshilfe Wohnheim, in dem 12 Menschen ihr Leben verloren, sowie weitere, überflutete Wohnhäuser wurden betrachtet. Dabei erklärten Dr. Rainer Bell und Dr. Thomas Roggenkamp die Neuberechnung des HQ100 auf Basis des Hochwassers 2021 und den damit einhergehenden neuen Gefahrenbereichen. Neue Gebäude dürfen dort nur unter bestimmten Auflagen gebaut werden.
In Bachem fand ein Treffen mit Andreas Schmickler aus dem Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler statt, der viel über Wiederaufbau, Neubau und Gefahrenzonen berichtete. Auch neue Evakuierungspläne und die Bildung von Retentionsflächen waren Thema.
Der nächste Halt war die AHR Vinothek in Marienthal, die Restaurant und Fotoausstellung zugleich ist. Der Betreiber Michael Lang und sein Haus sind stark von der Flut betroffen und die Ausstellung zeigt unvorstellbare Bilder und Videos von der Zeit nach der Flut.
Charlotte Burggraf, Mitarbeiterin im BMBF-geförderten KAHR-Projekt (Klima-Anpassung, Hochwasser und Resilienz)und in der Kreisverwaltung Ahrweiler, sprach in Rech über die Problematiken der unterschiedlichen Akteure und ihrer Interessen am Beispiel der denkmalgeschützen, etwa 500 Jahre alten Brücke im Ort, die stark beschädigt wurde. Sie ist nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein Risikofaktor für Verklausungen und damit eine Gefahr für den Ort. Ein Wiederaufbau oder eine Renovierung kommen daher aus der Sicht des Katastrophenschutz nicht in Frage, sie kann jedoch durch ihren Status als Denkmal auch nicht einfach entfernt werden. Solche Interessenskonflikte gibt es an vielen Stellen im Ahrtal und werden versucht einvernehmlich zu lösen.
In Altenahr wurde die Zerstörung im Ort besichtigt. Dazu gehört der vollständig zerstörte Pegel, der inzwischen durch eine provisorische Messtation ersetzt wurde. Im oberen Tal, wo die Flut entstand, besuchte die Gruppe zuletzt eine Rutschung. Diese untersucht Rainer Bell zusammen mit Dr. Michael Dietze von der Uni Göttingen mithilfe eines seismischen Monitorings, weiteren geophysikalischen Methoden und Modellierungen.
Ob verschlammte Flutlinien an Häuserwänden, komplett abgetragene Uferbefestigungen direkt an der Ahr oder schon wieder komplett aufgearbeitete renovierte Häuser, im gesamten Tal sind die Spuren der Flut immer noch deutlich zu sehen. Es ist noch viel zu tun, bis die Gebäude und Infrastruktur wiederhergestellt ist, vor allem in Anbetracht der verschiedenen Akteure und Interessen, aber vor allem durch die Planung von resilienzbildenden Maßnahmen gegenüber Hochwasser.