In ihrer Forschungsarbeit hat Dr. Sarah Klosterkamp mehr als 26 Prozesse gegen Mitglieder und Unterstützerinnen sogenannter "terroristischer" Vereinigungen im Kontext des Syrienkrieges begleitet. Ihre politisch-geographische Analyse geht der Frage nach, wie räumliche Zugehörigkeiten und geschlechtsspezifische Zuschreibungen eine Rolle bei der Erklärung des "islamistischen Terrorismus" spielen. Ihre Untersuchungen zeigen auf, dass diese Faktoren zwar den Terrorismus nicht erklären können, jedoch vor Gericht eine bedeutende Rolle spielen. Dies zeigte sich sowohl in Bezug auf nationale und internationale Netzwerke, Mitglieder und Beschaffungspraktiken der Organisationen als auch in den Gerichtsverfahren selbst.
Die vergleichende Analyse aller untersuchten Verfahren und der ihnen zugrundeliegenden Polizei- und Verwahrungsvorgänge verdeutlicht zwei Schlussfolgerungen. Erstens werden migrantisch-männlich gelesene Körper tendenziell häufiger als "terroristische Rechtssubjekte" angeklagt und verurteilt im Vergleich zu weiblichen Personen. Zweitens werden ausländische, insbesondere syrische Staatsangehörige überproportional häufiger und dauerhafter sicherheitsverwahrt als deutsche Staatsbürger*innen, die aus Syrien zurückgekehrt sind.
Das Forschungsarbeit von Dr. Klosterkamp reflektiert und erweitert die während ihrer Dissertation entwickelte Methodologie und Methode um eine "Politik des Zuhörens". Anstatt ausschließlich auf die durch die Gerichtsverfahren hervorgebrachten Rechtssubjekte und Narrative eines "islamistischen Terrorismus" zu fokussieren, ermöglicht diese Herangehensweise die Darstellung dessen, was die Staatschützer*innen letztendlich mit jedem Urteil und jedem Vorzeigen delinquenter Körper herbeiführen, was sie anfangs zu finden glaubten. Dr. Klosterkamp zeigt, wie sich dies im Gerichtssaal selbst und in seinen Nebenschauplätzen wie den Wartebereichen, Kantinen, Toilettenräumen und Parkplatzarealen als Geograph*in tagtäglich nachvollziehen lässt.
Der Forschungspreis ABC/J wurde Dr. Sarah Klosterkamp für ihre außergewöhnliche und bedeutende Forschungsarbeit in diesem hochsensiblen Bereich verliehen. Ihre Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Rolle von Geschlecht, Ethnizität und räumlicher Zugehörigkeit in Gerichtsverfahren im Kontext des "islamistischen Terrorismus" und liefern wertvolle Erkenntnisse für die Rechtspflege, Polizeiarbeit und Gesellschaft im Allgemeinen.
Wir gratulieren Dr. Klosterkamp herzlich zu dieser tollen Auszeichnung!