Insgesamt 18 Tage in Kenia, das war für alle Beteiligten im September 2022 ein unvergessliches Erlebnis. Zuerst ging die Fahrt rund um den Mount Kenya, der genau unter dem Äquator liegt (Foto:Gruppenbild am Äquator). Die Eindrücke auf der Tour waren nicht immer leicht zu verdauen. Hier ein paar Beispiele:
Die Gegensätze zwischen Reich und Arm in Nairobi sind harte Realität. Vormittags in Kibera, dem (angeblich) „größten Slum Afrikas“, nachmittags in einer Luxus-Shopping-Mall. Kibera, das wurde deutlich, ist nicht nur eine riesige „informelle Siedlung“ mit einer Bevölkerung von mehreren hunderttausend Menschen, sondern auch ein vitaler Standort der Kreativwirtschaft und des Kleingewerbes (Foto: Kreativwirtschaft in Kibera).
Beim Besuch einiger agroindustrieller Betriebe ließ sich im Gespräch mit dem Management und Beschäftigten erfahren, dass ausländische Direktinvestitionen zahlreiche neue Arbeitsplätze schaffen, wenn auch auf niedrigem Lohnniveau. Beispiele dafür waren ein Verarbeitungsbetrieb für Macadamia-Nüsse bei Embu (Foto: Gruppenbild auf der Macadamiafarm) und eine große Blumenfarm bei Naivasha (Foto: Blumenfarm bei Naivasha). Die große Frage ist, welche Entwicklungsimpulse davon ausgehen.
Die Umweltprobleme in der Region des Naivasha-Sees werden in den westlichen Medien oft auf die hier konzentrierte Blumenindustrie zurückgeführt, aber unsere Erkundungen vor Ort (Foto: Naivasha-See) ergaben ein sehr viel differenzierteres Bild. Naivasha entwickelt sich äußerst dynamisch, mit Gewinnern und Verlierern dieses Prozesses.
Was ist „translokales Lernen“?
Die Kernidee der Veranstaltung bestand in einer Verknüpfung von drei Bestandteilen: einem Vorbereitungsseminar zur Politischen Ökologie, einer Übersichtsexkursion, und einer „Field School“ mit eigenständiger Forschung in Kleingruppen am Naivasha-See. Alle drei Teile standen unter dem Leitmotiv des „translokalen Lernens“. Studierende aus Bonn und Nairobi arbeiteten von Anfang an per Zoom in einem virtuellen Seminarraum zusammen. Zur Exkursion trafen sich die 20 Bonner*innen mit ihren 10 kenianischen Partner*innen dann „in person“, und bei der „Field School“ konnten schließlich alle erfahren, wie unabdingbar die internationale und interkulturelle Zusammenarbeit in der geographischen Entwicklungsforschung ist (Foto: Plenum während der field school - translokales Lernen).
Mit Geo-Medial zu neuen Formen der Lehre
Das Lehrmodell des translokalen Lernens ist eines von fünf Modulen des von der Universität Bonn geförderten Projektes Geo-Medial. Es zielt auf die Entwicklung und Erprobung innovativer Formen der Lehre mithilfe digitaler Medien. Durchgeführt wurde die Veranstaltung von Dr. Eric Kioko aus Nairobi und Prof. Detlef Müller-Mahn vom GIUB. Diese enge Zusammenarbeit wurde nicht zuletzt erst möglich gemacht durch die langjährige Forschungskooperation der beiden Leiter im Rahmen des SFB-TRR 228 „Future Rural Africa“.
Studierenden-Feedback
- „It was a once-in-a-lifetime experience for me and I’m really grateful for this“
- „I learned more than in my 5 years of university studies so far“
- „a lot of insights/inspiration for the master thesis“
- „sometimes exhausting physically and mentally“
- „I think we all gained so much more from this experience than if we would only be on a ‚normal‘ fieldtrip.“
Nächstes Jahr ist ein Gegenbesuch der kenianischen Studierendengruppe in Bonn geplant.